16.04.2025
Der Bund als Konzern: Wie die Bundesverwaltung, Unternehmen und Sozialversicherungen 2024 wirtschafteten.
Die Konsolidierte Rechnung Bund (KRB) bietet die Gesamtsicht über die Finanz-, Vermögens- und Ertragslage des Bundes als Konzern. Für das Jahr 2024, weist die KRB einen Gewinn von 11,3 Milliarden Franken aus. Die wichtigsten Fragen und Antworten dazu.

Was ist die «Konsolidierte Rechnung Bund»?
Für die Konsolidierte Rechnung wird der Bund wie ein Konzern betrachtet, also mitsamt seinen Fonds, dezentralen Verwaltungseinheiten, Unternehmen und Sozialversicherungen. Die Konsolidierte Rechnung ermöglicht einen umfassenden Gesamtblick auf die finanzielle Lage des Bundes. Sie umfasst die Resultate
- des «Stammhauses» Bund
- der bundesnahen Unternehmen (Swisscom, Post, SBB, etc.)
- sowie der Sozialversicherungen.
Was ist der Unterschied zur Bundesrechnung?
Die Bundesrechnung umfasst die zentrale Bundesverwaltung. Sie wird auf zwei Arten dargestellt: in der Erfolgssicht und in der Finanzierungssicht.
> Die Finanzierungssicht ist zentral für die politische Steuerung des Bundes gemäss Schuldenbremse. Daher wird dieses Ergebnis jeweils in den Vordergrund gestellt. Das Finanzierungsdefizit 2024 belief sich auf 80 Millionen Franken und wurde am 12. Februar 2025 provisorisch und am 24. März 2025 detailliert publiziert.
> Die Erfolgssicht gibt die betriebswirtschaftliche Erfolgssicht wieder, d.h. sie unterliegt einer periodengerechten Verbuchung. Das Ergebnis der Erfolgsrechnung ist gemäss Staatsrechnung 2024 ein Überschuss von 2,1 Milliarden Franken.
> Das Ergebnis der Erfolgsrechnung ist insbesondere wegen Bewertungsänderungen im Verwaltungsvermögen besser als das Finanzergebnis.
Woher kommen die 11 Milliarden Franken Gewinn in der konsolidierten Rechnung?
Das Jahresergebnis setzt sich wie folgt zusammen:
- Segment Bundesverwaltung: 1,7 Mrd.
(beinhaltet Bundesrechnung, BIF, NAF, ETH etc.) - Segment Unternehmen: 2,1 Mrd.
(davon Swisscom 1,5 Mrd.) - Segment Sozialversicherungen: 7,5 Mrd.
(AHV, IV, EO und ALV)
Bei den Sozialversicherungen ist sowohl das Umlageergebnis (4,5 Mrd.) als auch das Anlageergebnis (3,0 Mrd.) stark positiv. Stark positive Umlageergebnisse melden vorwiegend die AHV (2,8 Mrd.) als auch die ALV (1,3 Mrd.).
Was macht der Bund jetzt mit diesem Geld?
- Das Geld steht dem Bund nicht zur Verfügung. Es handelt sich um eine buchhalterische Sicht auf Ergebnisse, die von den jeweiligen Einheiten erwirtschaftet wurden und deren Regeln unterliegen.
- Schreibt der Bund selbst, also die zentrale Bundesverwaltung, Gewinne (strukturelle Überschüsse), tragen sie dazu bei, den Schuldenberg des Bundes abzutragen und damit auch Zinskosten zu reduzieren.
- Der Bund berechnet sein Budget jedes Jahr über die Regeln der Schuldenbremse. Diese besagt: Grundsätzlich dürfen die Ausgaben die Einnahmen nicht übersteigen. Läuft die Wirtschaft schlecht, darf der Bund auch Verluste (Defizite) machen. Vorhergehende Verluste oder Gewinne haben auf die Berechnung dieser Ausgabenobergrenze keinen Einfluss.
Mitte Februar hat der Bund für das Jahr 2024 ein Defizit von 80 Millionen bekannt gegeben. Warum schreibt der Bund jetzt plötzlich einen Überschuss von 1,7 Milliarden?
Für diese Differenz gibt es 2 Gründe: 1) Die Finanzierungssicht wird mit der Erfolgssicht vermischt. Das sind unterschiedliche Sichtweisen. 2) Das Segment Bundesverwaltung der konsolidierten Rechnung ist breiter und umfasst neben dem «Stammhaus Bund» auch Bereiche, die nicht der Schuldenbremse unterstehen (u.a. ETH, Fonds).
Wie kann es sein, dass die Sozialversicherungen dermassen hohe Überschüsse schreiben, liest man doch immer Warnungen, dass Finanzierungsprobleme drohen?
Die Umlageergebnisse zeigen, ob die laufenden Ausgaben durch die laufenden Einnahmen gedeckt werden können. Zum positiven Ergebnis im Jahr 2024 trug insbesondere die AHV bei, was auf die Mehrwertsteuererhöhung um 0,4 Prozentpunkte per 1.1.2024 im Rahmen der Reform «AHV 21» zurückzuführen ist, da die entsprechenden Mehreinnahmen vollumfänglich in die AHV fliessen. Die finanziellen Perspektiven der AHV zeigen jedoch eine deutliche Verschlechterung dieser Situation ab 2026: das Umlageergebnis der AHV dürfte bereits ab 2026 negativ werden, und danach verschlechtert sich die Situation rasch und stark. Dazu beitragen wird insbesondere die 13. AHV-Rente, sofern keine Gegenfinanzierung beschlossen wird. Der demografische Wandel spielt dabei ebenfalls eine Rolle. Reformen bei den Sozialversicherungen bleiben daher notwendig.
Das positive Jahresergebnis der ALV ist u.a. auf eine tiefe Arbeitslosenquote (2,4 %) und auf höhere Lohnbeiträge im Jahr 2024 zurückzuführen. Die ALV verfügt über eine gesetzlich verankerte Schuldenbremse, dadurch wird bei Bedarf automatisch eine Änderung der Finanzierung eingeleitet; aktuell stellt sich bei der ALV kein Finanzierungsproblem.
Letzte Änderung 16.04.2025