12.10.2022
Der Bund hat die erste grüne Eidgenössische Anleihe ausgegeben und damit 766 Millionen Franken aufgenommen. Was sind solche «Green Bonds» eigentlich und wie hat sich dieser Markt von grünen Anleihen entwickelt? Eine Einordnung zum Thema.
Was sind Green Bonds?
Ein Emittent kann mit grünen Anleihen wie mit den konventionellen Anleihen am Kapitalmarkt Geld aufnehmen. Green Bonds sind künftig ein spezifischer Teil der Bundesanleihen und diversifizieren die Finanzierungsinstrumente des Bundes. Das mit grünen Anleihen aufgenommene Geld kann nicht frei verwendet werden, sondern darf ausschliesslich Projekten zugeordnet werden, die positive Auswirkungen auf die Umwelt haben. Diese finden sich schwergewichtig im Bereich des öffentlichen Verkehrs, der Biodiversität, der internationalen Zusammenarbeit und der Forschung.
Wie hoch war das Volumen der ersten ausgegebenen grünen Anleihe und wie reagierten die Märkte?
Die Märkte reagierten positiv auf die Ausgabe der ersten grünen Bundesanleihe. Mit Geboten von insgesamt 974 Millionen Franken war das Interesse am neuen Instrument gross. Die Bundestresorerie hat 766 Millionen zu einer jährlichen Rendite von 1,47 % zugeteilt.
Wer hat die grüne Anleihe gekauft?
Das können wir nicht abschliessend sagen, weil diese Papiere von den Banken für Investoren erworben werden und keine Namenpapiere sind, d.h. die Papiere können auch gehandelt werden. Der Grossteil der grünen Anleihen dürfte wie bei den konventionellen Anleihen von inländischen Investoren gehalten werden. Im Fokus stehen dabei Versicherungen, Anlagefonds und Pensionskassen.
Werden künftig weitere Green Bonds herausgegeben?
Ja, der Bund wird künftig regelmässig grüne Anleihen herausgeben respektive die neue grüne Anleihe aufstocken.
Wie hoch wird das Emissionsvolumen sein?
Pro Jahr wird ein Emissionsvolumen von einigen Hundert Millionen angestrebt. Das neue Finanzierungsinstrument ermöglicht die Zuordnung zu grünen Ausgaben, die durch das Parlament bereits bewilligt worden sind. Eine Analyse des Bundeshaushalts auf Basis der Staatsrechnung 2021 hat grüne Ausgaben im Umfang von rund 4,5 Milliarden Franken identifiziert. Diese finden sich schwergewichtig im Bereich des öffentlichen Verkehrs, der Biodiversität, der internationalen Zusammenarbeit und der Forschung. Da die verfügbaren grünen Ausgaben das längerfristige Emissionsvolumen der Eidgenossenschaft übersteigen und gleichzeitig auch weiterhin konventionelle Anleihen emittiert werden sollen, wird nur ein Teil der grünen Ausgaben den grünen Eidgenössischen Anleihen zugeordnet.
Führen Green Bonds zu höheren Umweltausgaben?
Green Bonds führen nicht automatisch zu mehr Umweltausgaben, da es sich nur um ein Finanzierungsinstrument handelt. Für höhere Umweltausgaben muss das Parlament zusätzliche grüne Ausgaben beschliessen. Mit dem Instrument der grünen Anleihen soll die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Schweiz gefördert, die Anwendung internationaler Standards in der Schweiz gestärkt und die Ausgabe grüner Anleihen durch privater Akteure gefördert werden.
Wie hat sich der Green-Bond-Markt entwickelt?
Der Markt für grüne Anleihen ist sowohl in der Schweiz als auch international noch relativ klein, ist in den letzten Jahren aber stark gewachsen. Green Bonds wurden erstmals im Jahr 2007 emittiert, haben sich aber erst in den letzten Jahren etabliert. Bis Ende 2021 wurden weltweit kumuliert über alle Jahre insgesamt grüne Anleihen von rund 1’400 Milliarden US-Dollar herausgegeben. Das klingt nach viel, ist aber im Vergleich zu dem gesamten am Kapitalmarkt ausstehenden Anleihevolumen ein Nischenprodukt. Rund 14 Prozent aller Emissionen entfielen im genannten Zeitraum auf Staaten. Staaten nehmen bei der Herausgabe von grünen Anleihen also eine wichtige Rolle ein. Die Nachhaltigkeit wird im Finanzsektor sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene weiter an Bedeutung gewinnen.
Welche anderen Länder geben Green Bonds heraus?
In Europa haben bereits viele Staaten Green Bonds emittiert. Frankreich, Deutschland und England waren dabei besonders aktiv. Die EU-Kommission hat zudem angekündigt, dass rund ein Drittel des 750 Milliarden Euro umfassenden «Next Generation EU»-Programms mittels Green Bonds finanziert werden soll und hat bereits grüne Anleihen emittiert. Vom globalen Referenzemittent USA sind bisher keine Absichten zu einer staatlichen Green-Bond-Emission bekannt. Insgesamt entfällt bei den Emissionen von Staaten bislang jedoch nur ein sehr kleiner Teil auf Green Bonds.
Wie sieht es in der Schweiz aus?
Auf dem Schweizer Kapitalmarkt haben Emittenten Green Bonds im Umfang von insgesamt knapp 11 Milliarden Franken ausstehend. Das entspricht 1,9 Prozent des gesamten Schweizer Kapitalmarktes. Die grünen Papiere wurden bisher vor allem von Banken und Versicherungen herausgegeben. Zudem waren auch die Kantone Basel-Stadt und Genf am Markt aktiv.
Wie wurden diese Green Bonds erarbeitet? Was ist die Grundlage?
Das vom Bundesrat an seiner Sitzung vom 17. August 2022 verabschiedete Rahmenwerk bildet die Grundlage, um grüne Eidgenössische Anleihen auszugeben. Es zeigt auf, wie die Anleihen in die Nachhaltigkeitsstrategie des Bundes eingebunden werden, welche grünen Ausgaben aus dem Bundeshaushalt den grünen Eidgenössischen Anleihen zugeordnet werden können und wie über diese Ausgaben Bericht erstattet wird. Der Bund hat sich bei der Erarbeitung des Rahmenwerks an den Green Bond Principles (GBP) der International Capital Market Association orientiert, die international als Marktstandard gelten. Das Rahmenwerk wurde einer externen Evaluation unterzogen und zertifiziert.
Medienmitteilung vom 12.10.2022: Emissionsergebnis der ersten grünen Eidgenössischen Anleihe
Medienmitteilung vom 17.08.2022: Bund bereitet Emission der ersten grünen Eidgenössischen Anleihe vor
Medienmitteilung vom 17.11.2021: Der Bundesrat will mit grünen Eidgenössischen Anleihen ein Zeichen für die Nachhaltigkeit setzen
Letzte Änderung 22.09.2023